DNIP Briefing #11: Big Tech war schon immer rechts

Foto: Jon Tyson / Unsplash

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In den USA dreht sich die Diskussion um Tiktok vor allem um dessen Potenzial zur Beeinflussung des (meist jungen) Publikums. In Europa zusätzlich relevant sind datenschützerische Aspekte, fallen bei der Nutzung von Tiktok doch diverse personenbezogene Daten an, welche gemäss DSGVO entsprechend zu schützen sind. Sie dürfen insbesondere nur in Ausnahmefällen ausserhalb der EU gespeichert werden. Zwar gibt es für chinesische Anbieter entsprechende Standardverträge, in welchen sich diese zu einer DSGVO-konformen Speicherung der Daten verpflichten. Aufgrund der Nähe von Tiktok zum chinesischen Staat, wie auch aufgrund des fehlenden Schutzes vor Zugriffen durch den chinesischen Staat an sich, sieht die Datenschutorganisation Nyob jedenfalls die DSGVO-Regeln verletzt und hat Beschwerde gegen Tiktok (und weitere chinesische Anbieter) eingelegt. Betont wird darin vor allem, dass China ein autoritärer Überwachungsstaat ist und Anbieter die Daten ihrer Kunden daher gar nicht angemessen schützen können.

Wir bleiben in den Vereinigten Staaten: Trump will Grönland, den Panamakanal, den Golf von Amerika. Will Zölle gegen Mexiko, Kanada und China. Stoppt Gelder für Malaria-Impfungen und HIV-Prävention. Und dann auch noch das: New York Times und Washington Post berichten, dass Elon Musk nun vollen Zugang zum US-Zahlungssystem hat. Sozialversicherungs- und Medicare-Leistungen, staatliche Zuschüsse – alles wird erfasst, auch Zahlungen an Unternehmen, die direkt mit seinen eigenen konkurrieren.

Während das Silicon Valley eine zweite Trump-Amtszeit feiert und finanziert, lohnt sich ein Blick zurück – um zu verstehen. Und um in den nächsten vier Jahren nicht ausser Atem zu geraten: Die Wissenschaftlerin Becca Lewis schreibt im Guardian über den Technofaschismus im Silicon Valley – eine Debatte, die schon in den 1990er Jahren begann. Damals warnten Beobachter vor einem Rechtsruck in der Tech-Branche. Trotz des liberalen Images waren reaktionäre Tendenzen von Anfang an tief verankert.

Aus aktuellem Anlass noch ein kleiner Blick in die Schweiz: Die Verteidigungsministerin tritt ab, übernehmen will nun der «Chef-Bauer». Arbeit gibt’s genug: Das Datenverbundnetz verzögert sich – und Zeit kostet eben auch Geld. Überteuerte Schutzmasken, Drohnen, die Schwierigkeiten haben, in der Luft zu bleiben, schimmlige Panzer und der F-35-Kampfjet … Die Gruppe Verteidigung will ablenken mit einer guten Nachricht: NDP und C2Air seien auf Kurs. Und wenn die Petarde nicht zündet, dann versuchen es die Pressesprecher mit Klarstellungen und Richtigstellungen. Doch die Probleme verschwinden nicht einfach wie Nebel, den man mit den Händen zu fassen versucht.

Und schliesslich:

  • Bekanntlich stammt das Datenfutter für die gängigen Large Language Models zu einem grossen Teil von internet-weiten Scans, mit welchem Unternehmen wie OpenAI sämtliche öffentlich zugreifbaren Internet-Seiten auslesen. Über die Rechtmässigkeit dieser Scans kann man geteilter Meinung sein, jedenfalls lassen sie sich auch via robots.txt-Eintrag nur beschränkt verhindern da Scanner zwischendurch ihren Namen ändern oder robots.txt an sich ignorieren. Eine kreative Methode hat ein Entwickler in USA gefunden: Wenn seine Software einen AI-Scanner erkennt, führt sie ihn in ein Labyrinth von dynamisch erzeugten Webseiten welche jeweils sich selbst referenzieren. Die Scanner verbringen so viel Zeit damit, zufällig erzeugte Seiteninhalt immer und immer wieder auszulesen. Der langsame Seitenaufbau tut ein übriges dazu, die Scanner möglich lange zu beschäftigen. Wer es selber ausprobieren will, kann hier starten.
  • Meta will Aufrufe zu Umsturz nicht mehr blockieren und «entschuldigt» sich bei Donald Trump für die Sperrung seines Kontos im Nachgang des 6. Januar 2021 mit einer Spende an seine Presidential Library von 22 Millionen. Es erscheint plausibel, dass sich Meta damit auch lukrative Deregulierung erkaufen will. Mehr dazu bei Techdirt.

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Eine Antwort

  1. Das ist nun wirklich Unfug. Alles, was mit Copyright und Finanzen zu tun hatte, war in Amerika immer extrem pro Democrats, und auch innerhalb der Democrats für die linkeren Kandidaten. Der linke Nachrichtensender MSNBC hat sogar Microsoft im Namen.
    Die Gründer von von Palantir und Oracle bezeichnen sich mit ihren Überwachungsphantasien auch offiziell selbst als Sozialisten. In ihrem Weltbild ist diese Überwachung des Individuums zum Wohle der Gesellschaft.
    Elon Musk ist hier wirklich eine absolute Ausnahme. Und auch er war die ganze Zeit links, bis er meinte, die Linken hätten sein Kind geraubt. (Das Kind ist Trans und will mit dem Vater nichts zu tun haben.)

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