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Techjourno-Perlen und Anderes, Teil 4

techjourno-perlen

Weil auf der ganzen Netzwelt so viel passiert, und wir nicht alles gleichzeitig verarbeiten, verarzten und verkommentieren können, empfehlen wir hin und wieder ein paar Artikel aus der Netzwelt, mit Lob, mit Kritik und auch Ergänzungen. Einfach und simpel Meta.

After Repeatedly Promising Not to, Facebook Keeps Recommending Political Groups to Its Users

Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft Facebook / Mark Zuckerberg schon versprochen hat, Massnahmen zur Reduktion von negativen Netzwerk- und Plattformeffekten zu ergreifen. Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass die Zahl der Versprechen deutlich höher ist als die Zahl der erfolgreich umgesetzten Massnahmen.

Im Nachgang zum Sturm auf das Capitol in Washington versprach Zuckerberg, „the company would no longer recommend civic and political groups to users of the platform“. Wie Untersuchungen (Link im Titel) zeigen, ist dies aber mitnichten der Fall, Facebook-User in den USA erhalten auch Monate nach dieser Aussage noch Empfehlungen für diverse politische Gruppen. Mit der Umsetzung scheint es also gewaltig zu happern.

Angesichts der Grösse von Facebook und der Leichtigkeit mit welcher neue Facebook-Gruppen erstellt werden können, ist zu vermuten, dass das Erkennen von politischen Gruppen algorithmisch erfolgt (anders, d.h. durch ein Moderationsteam, wäre die Menge an Gruppen wohl kaum bewältigbar). Dieses algorithmische Erkennen ist aber alles andere als trivial und auch mit grossem Aufwand kaum perfekt hinzukriegen. Fragen kann man sich allerdings, wieso Facebook es seinen Usern nicht einfacher macht, politische Gruppen zum Beispiel zu melden, und diese Meldungen dann durch Menschen anstelle von Algorithmen bearbeiten zu lassen.

International coalition calls for action against surveillance-based advertising

In Norwegen hat der Forbrukerrådet (Konsumentenschutz) eine Studie über die negativen Folgen von tracking- und überwachungsbasierter Werbung veröffentlicht.

The challenges caused and entrenched by surveillance-based advertising include, but are not limited to:

– privacy and data protection infringements
– opaque business models
– manipulation and discrimination at scale
– fraud and other criminal activity
– serious security risks

Die Studie übt aber noch nicht nur Kritik, sondern schlägt auch konkrete Massnahmen zur Regulierung dieser Art von Internetwerbung vor, und zeigt Alternativen auf, die das Plazieren von Werbung ohne Tracking und Überwachung erlauben. Verbunden ist das ganze mit einem offenen Brief an PolitikerInnen in der EU und in USA.

Den ganzen Bericht gibt es als PDF. Er ist schon rein wegen den detaillierten Ausführungen zu den erwähnten negativen Folgen lesenswert.

As ad tech firms test ways to connect Google’s FLoC to other data, privacy watchers see fears coming true

Wir haben schon vor einigen Wochen im Artikel zu Google FLoC darauf hingewiesen, dass die FLoC-Daten kombiniert mit anderen Browser-spezifischen Merkmalen dazu verwendet werden könnten, Benutzer besser zu identifizieren. Unterdessen gibt es erste Internet-Werbe-Anbieter welche damit experimentieren, genau das zu tun.

Nonetheless, the ad industry — which co-opted foundational internet technologies like the cookie and the IP address into means of identifying people online — sees an opportunity to do the same with FLoC IDs in the hopes of circumventing the impending demise of cookies.

Over time FLoC IDs might work as persistent identifiers in the way IP addresses do, said Nishant Desai, group director of technology and operations at GroupM’s ad tech arm, Xaxis. Like IP addresses, FLoC IDs will not be entirely static. However, it is likely that the same FLoC IDs or range of IDs will be associated with someone.

“If your behavior doesn’t change, the algorithm will keep assigning you in that same cohort, so some users will have a persistent FLoC ID associated with them — or could.”

Die Absicht von Google, mit FLoC eine privacy-freundliche Alternative zu Cookies anbieten zu können, scheint also bereits wenige Monate nach dem Start zu scheitern. Google selbst hat das Blockieren von 3rd party-Cookies unterdessen bereits auf Ende 2023 verschoben um mehr Zeit für das Entwickeln und Evaluieren von Alternativen zu haben.

Bis zu den Knien im Sumpf

Bilder sagen mehr als tausend Worte, das gilt bekanntlich nicht erst seit dem digitalen Zeitalter. Und wenn auch Geschichtsklittung durch Bilderfälschung schon früher ein Thema war, so haben manipulierte Bilder mit „Beweischarakter“ mit dem Aufkommen des Internets und der digitalen Bildverarbeitung massiv an Stellenwert zugelegt. Neben neuen Manipulations- gibt es aber auch neue Analysemöglichkeiten welche helfen können, manipulierte „Beweis“bilder der Fälschung zu überführen.

Wie das im Detail ablaufen kann, zeigt der amerikanische Forensic-Spezialist Neal Krawetz in einer ausführlich dokumentierten Analyse eines Bildes, welche eine Unterwerfungsgeste der taiwanischen Präsidentin in Form eines Kniefalls vor US-Senatoren zeigen soll. Dass am Bild etwas lusch ist, kann man mit einem kritischen Auge auch ohne technische Hilfe erkennen, was genau manipuliert wurde erschliesst sich mit technischen Mitteln allerdings besser. Noch einen Schritt weiter geht das Annie Lab in Hongkong welches sich auf journalistische Faktenchecks spezialisiert hat. Basierend auf der Analyse von Krawetz zeigen sie zusätzlich auf, woher die zusätzlichen Bilddaten für die Manipulation stammten.

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